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KOBOLDS ATE MY BABY! In Colour!!!
[978-1-940621-00-5]
$7.80
Publisher: 9th Level Games
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by Roger L. [Featured Reviewer] Date Added: 04/18/2014 02:41:49

Seit 1999 die erste Heftfassung von Kobolds Ate My Baby! (im folgenden KAMB!) erschien, haben Spieler die Möglichkeit, Fantasy aus der Sicht der schwächsten aller Kreaturen zu erleben. Der große Zuspruch bei Spielern führte 2005 zur Super Deluxx Hardcover Edition von Dork Storm Press, bei der der durch Munchkin oder die Dork-Tower-Comics bekannte Zeichner John Kovalic für die Illustrationen sorgte. Diese Fassung erschien 2006 auch bei Pegasus auf Deutsch.

2013 startete der Herausgeber 9th Level Games schließlich einen sehr erfolgreichen Kickstarter, der neben Farbdruck auch diverse Extrainhalte erreichte. Inzwischen ist diese aktuelle Ausgabe auch auf DriveThruRPG erhältlich, das englische PDF ist die Grundlage dieser Rezension. Zudem ist dieser Tage auch die Druckausgabe im Softcoverformat auf den Markt gekommen.

Die Spielwelt

Passend zum schlichten Gemüt der verkörperten Kobolde und dem spaßigen Ton des Spiels fällt die Beschreibung der Welt äußerst knapp aus, viele Details sind auch gar nicht nötig.

Kobolde sind winzige Kreaturen von vielleicht 60 cm Größe mit dichtem orangem Fell, deren riesiger Kopf fast nur aus Maul besteht. Ansonsten sind sie schwache, dumme und gefräßige kleine Unholde, denen eine kurze und alberne Existenz beschieden ist. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass Kobolde verdammt gut schmecken und in diversen Zubereitungsformen die Zierde einer jeden Tafel sind. Alle Kobolde verehren Vor, den Zornigen Gott, der seine Schützlinge nur dadurch abbekam, dass er die Verteilung der göttlichen Zuständigkeiten verschlafen hatte. Kaum überraschend also, dass Vor die chaotischen Kobolde zutiefst verabscheut, und das Einzige, das er noch mehr hasst, ist ein Feigling. So erklärt sich auch der tödliche Wagemut dieser Biester.

Alle Kobolde hausen in Der Höhle, in deren Zentrum der große Thron aus Hühnerknochen steht. Dort residiert König Torg (Lange lebe König Torg!) und verlangt absoluten Gehorsam sowie dreizehn Mahlzeiten am Tag – am besten seine Leibspeise, frische Menschenbabys!

Wenn die Kobolde nicht gerade wieder Das Dorf auf der Suche nach Nahrung plündern, so sind sie mitunter auch im Auftrag des nicht sehr erfolgreichen, aber sehr aufbrausenden Magiers Tabriz unterwegs. Einige Kobolde in dessen Diensten schnappen dabei auch einen Zauberspruch auf.

Die Regeln

Ähnlich gradlinig gibt sich KAMB! auch im eigentlichen Spiel: Die Spieler handeln, angefangen links vom Bürgermeister (Spielleiter), im Uhrzeigersinn. Sollte für eine Aktion eine Probe fällig sein – einige Aktionen sind dabei nur möglich, wenn der Kobold die richtige Fertigkeit besitzt –, so sagt der Bürgermeister die Schwierigkeit an. So viele Würfel muss der Spieler nun werfen und darf in der Summe nicht das dazugehörige Attribut übertreffen.

Ein Kobold kann beliebig viele Aktionen für seinen Zug ansagen, allerdings erhält er auf seine Proben je +1 Strafwürfel für jede nach der 1. Aktion, der somit die zu werfende Anzahl an Würfeln erhöht. Zum Glück können die anderen Spieler unterstützen und so einen Bonuswürfel generieren, was die Zahl der Würfel wieder senkt. Allerdings zählt dies dann in deren eigenem Zug schon als eine Aktion.

Ähnlich einfach wird ein Kampf abgewickelt, der bei Kobolden eh weniger aus kunstvollen Manövern als aus grobem Prügeln besteht. Die Schwierigkeit bestimmt das Sekundärattribut Agility (Geschick) des Gegners, zunehmende Distanz fügt Strafwürfel hinzu. Der Kobold darf dabei je nach Nah– oder Fernkampf das Attribut Brawn (Stärke) oder Ego (Intelligenz) nicht übertreffen. Jede Waffe hat einen festen Schadenswert, der bei einem Treffer von den Hits des Gegners abgezogen wird. Allerdings kann man einen weiteren Strafwürfel in Kauf nehmen, um den Schaden zu erhöhen. Bei 0 Hits ist einer der Streithähne endgültig tot, und nicht selten kann es dabei auch die Kobolde ereilen … hmm, leckere Kobolde!

Da Kobolde generell zu einem schnellen Ableben neigen, verfügt der Charakterbogen zudem über das Kobold Horrible Death Record – die Leiste für Grausige Koboldtode! Wann immer ein Kobold eine besonders selbstmörderische Aktion durchführt, schummelt, Vor erzürnt oder seinen Charakter optimiert, streicht er ein weiteres Kästchen dieser Leiste ab und würfelt mit 2W6. Ist deren Summe plus die Anzahl der abgestrichenen Kästchen größer als 13, so kommt sein Leben zu einem vorzeitigen Ende. Die Farbedition von KAMB! liefert dazu zahlreiche Zufallstabellen je nach äußeren Umständen mit, so zum Beispiel Im Freien, Drinnen, Durch Magie oder doch nur Rein Zufällig.

Hat der eigene Kobold ins Gras gebissen, so darf der Spieler sich erheben und eine ergreifende Grabrede auf den Verstorbenen halten. Nur, wenn diese die Zustimmung seiner Mitspieler findet, darf er in der Runde bleiben und einen neuen Kobold erschaffen – und es ist nicht ungewöhnlich, wenn dies mehrmals in einer Sitzung passiert.

Die wohl lustigste Regel von KAMB! lautet aber „All Hail King Torg!“ („Lang lebe König Torg!“). Diesen Salut muss jeder Spieler ausstoßen, sobald der Name des Koboldkönigs Torg (Lang lebe König Torg!) fällt – ansonsten wird für eine solche Respektlosigkeit eine Probe auf Grausige Koboldtode fällig.

Zuletzt ist sich KAMB! natürlich auch der Tatsache bewusst, dass es ein Spiel ist, und Spiele brauchen einen Sieger. So vergibt der Bürgermeister für erfolgreiche Aktionen (gutes Essen zubereiten, Babys (unversehrt) in die Speisekammer bringen usw.) Victory Points (VP, Siegpunkte), und wer am Spielende die meisten davon erhalten hat, ist der Sieger des Abends!

Charaktererschaffung

Jeder Kobold verfügt über die vier Attribute Brawn (Stärke), Ego (Intelligenz), Extraneous (der ganze hochtrabende Kram, der angeblich wichtig fürs Rollenspiel ist) und Reflexes (Reflexe). Dass diese vier Werte sich zusammen mit BEER abkürzen lassen, ist natürlich kein Zufall und erklärt, warum KAMB! mit der BEER–Engine wirbt.

Für den eigenen Kobold würfelt man für jedes der vier BEER–Attribute je 2W6. Alternativ kann man auch die Werte 10, 8, 6 und 4 frei verteilen. Davon leitet man die vier Quasi-Attribute Meat (Zähigkeit), Cunning (Schläue), Luck (Glück) und Agility (Geschick) ab, die die Schwierigkeit angeben, sobald jemand versucht, diesen Kobold zu treffen/überlisten usw. Brawn ist zudem die Basis für die Hits (Lebenspunkte).

Anschließend sucht man sich diverse Skills (Fertigkeiten) aus, darunter so eigentümliche wie Dungeon (Überleben in Verliesen), Speak Human (mit Menschen kommunizieren) oder Heft (mit übergroßen Gegenständen hantieren). Einige Fertigkeiten gelten allerdings als Gefährlich!, so dass ihre Verwendung sofort eine Probe für Grausige Koboldtode nach sich zieht.

Kobolde mit der Fertigkeit Lackey (Handlanger) haben außerdem in den Diensten Tabriz‘ einen zufälligen Zauberspruch aufgeschnappt. Auch die Spruchliste strotzt vor nicht ganz ernst zu nehmenden Titeln und Effekten: So lässt Poof! (Puff!) den Kobold in einer Rauchwolke verschwinden, Count Reinhagen’s Vampusfication macht unsichtbar (und ja, der Spieler muss dazu seine Arme vor der Brust verschränken) und Summon Horrible Demon (Garstigen Dämon beschwören) ist eigentlich nur pure Angeberei ohne Wirkung – zum Glück wird aber niemand nachfragen, ob man diesen Spruch mal vorführen kann.

Zudem erhält jeder Kobold zwingend diverse +Edges und –Bogies (Vor– und Nachteile) wie +Kobold Senses (bessere Wahrnehmung als Menschen), –Fearless (Furchtlos) und natürlich –Tastes Like Kobold (einfach lecker!). Dazu darf man noch je einen weiteren, nicht weniger abstrusen, Vor– und Nachteil erwürfeln, darunter +Extra Padding (Gut gefüttert) oder –Flammable (Entflammbar).

Zuletzt bedient sich der Kobold an jedem der drei großen Haufen mit Zeug, die in der großen Basarhöhle im Zentrum der Koboldbehausung liegen. Von diesen erhält er zufällig eine Rüstung, eine Waffe und ein Stück Ausrüstung. Besonders mutige Kobolde können auf der jeweiligen Gefährlichen! Alternativtabelle würfeln, machen dafür aber eine Probe für Grausige Koboldtode.

Im Spiel erhaltene Siegpunkte können an diversen Stellen in Der Höhle investiert werden, für neue Ausrüstung und Zauber (würfeln oder für weitere VP aussuchen), Heilung und zusätzliche Hits oder ein Outfit – spezielle Kleidung, die Bonuseffekte mit sich bringt. Einige davon benötigen allerdings eine bestimmte Fertigkeit als Voraussetzung. Im höchst wahrscheinlichen Fall, dass dieser erfahrene Kobold ums Leben kommt, übernimmt der nächste Kobold dieses Spielers die noch nicht ausgegebenen Siegpunkte seines Vorgängers.

Spielbarkeit aus Spielleitersicht

Der Bürgermeister hat – wie zu erwarten bei einem Bier-und-Bretzel-Rollenspiel – natürlich die primäre Aufgabe, für Spaß am Spieltisch zu sorgen. Die einfachen Regeln und Richtlinien für die Schwierigkeit einer Probe ermöglichen auch, sich darauf zu konzentrieren. Diverse vorgefertigte NSC und Zufallstabellen ermöglichen zur Not die schnelle Improvisation.

Spielbarkeit aus Spielersicht

Auch bei den Spielern gilt: Der Unfug steht bei KAMB! ganz klar im Vordergrund, der simple Probenmechanismus ist schnell verstanden und abgewickelt. Den eigenen Untergang hat man nicht zuletzt wegen der Grausigen Koboldtode stets vor Augen, und so kann man sich herrlich unbedarft in die selbstmörderischsten Situationen stürzen.

Die Erschaffung eines Kobolds mag auf den ersten Blick zwar eine Vielzahl an Optionen bieten. Tatsächlich ist aber mit wenigem Würfeln der Charakter schon fertig, und der entsprechende Bogen ist so aufbereitet, dass man nur wenig ergänzen muss.

Bedenkt man die hohe Sterblichkeitsrate der schmackhaften Ungeheuer, die leicht zum Basteln mehrerer Kobolde in einer Sitzung führt, ist es auch besser so, dass die Charaktererschaffung derart schnell von der Hand geht. Und wehe dem Spieler, der dies mit einem optimal gebauten Kobold zu verhindern versucht: Dieser muss natürlich sofort eine Probe für Grausige Koboldtode ablegen!

Preis-/Leistungsverhältnis

Der Preis von 13,00 USD für ein PDF mag auf den ersten Blick etwas happig erscheinen, tatsächlich aber zahlt man auf DriveThruRPG – von Aktionsrabatten abgesehen – für ein Grundregelwerk oft 20,00 USD oder mehr. Angesichts des Umfangs von 120 Farbseiten erhält man für sein Geld ausgiebiges Spielmaterial.

Erscheinungsbild

Kobolds ate my baby coverWaren frühere Ausgaben stets schwarz-weiß, so glänzt KAMB! In Colour!!! in buntester Farbenpracht. Und genau das ist auch das Problem. Jedem Kapitel ist eine grelle Primärfarbe zugewiesen, wobei das ganze Spektrum von rot bis violett abgedeckt wird. Neben einer schmalen Zierleiste am Seitenrand mit dem Kapiteltitel sind auch diverse andere Elemente derart schrill gestaltet, etwa die Abschnittüberschriften, sämtliche Tabellen und – besonders hässlich – einen Textmarker nachahmende Farbkleckse zur Hervorhebung von Absätzen.

Auch das Schriftbild leidet unter der Kolorierung. Ist das passend zur kleinen Dokumentgröße einspaltige Grundlayout mit fetten spielrelevanten Begriffen eigentlich ordentlich, so stört hier doch grelle Farbe den Lesefluss: Begriffe wie Vor oder der Spieltitel KAMB! sind in orangener Comicschrift in den Fließtext eingebunden. Auch Fußnoten sind in Kapitelfarbe koloriert, was etwa in gelb für einen unangenehm geringen Kontrast sorgt.

Lediglich die stimmungsvollen Illustrationen von John Kovalic, dessen knopfäugige Kobolde mit riesigen Köpfen und Mäulern inzwischen zum Markenzeichen von KAMB! geworden sind, profitieren von der Farbe.

Ohne diese groben Schnitzer im Layout könnte KAMB! In Colour!!! dank seines sehr großzügigen Inhalts durchaus überzeugen. Im Spielleiterteil findet sich ein generisches Beispieldorf samt Zufallstabellen für weitere Siedlungen, außerdem sind die Werte für diverse NSC vom Huhn über den Dreckhändler bis zum Soldaten angegeben. Der Charakterbogen ist in einer knalligen Farb– und einer Schwarz-Weiß-Fassung enthalten.

Ein Index ist nicht vorhanden, dafür verfügt das PDF über ausführliche Lesezeichen, die jeden großen Absatz direkt anspringen. Ebenen, die die knallbunten Elemente der einzelnen Seiten ausblenden, fehlen leider ebenfalls.

Bonus/Downloadcontent

Neben dem Regelheft (und einigen Erweiterungen) wird auf DriveThruRPG noch gratis ein Referenzblatt angeboten. Auf der Homepage von 9th Level Games befinden sich auch diverse Gratisdownloads wie Charakterbogen, Referenzblatt oder Regelauszug. All diese Dateien sind aber auf dem Stand der Deluxx-Edition von 2005.

Fazit

Eigentlich mag ich Kobolds Ate My Baby! sehr. Das ganze System versprüht auf jeder Seite herrlichen Unernst, geht leicht von der Hand und stachelt die Spieler von Beginn an zu sorglosem Blödsinn an, denn den sicheren Tod zum Ruhme König Torgs (Lang lebe König Torg!) hat ein Kobold sowieso vor Augen!

Die Farbausgabe aber verdirbt dem Leser diesen Spaß gründlich mit einem furchtbaren Layout, bei dem ausgerechnet grelle Primärfarben an den unpassendsten Stellen einen unansehnlichen Gesamteindruck hinterlassen. Da können auch die wie immer wunderbaren Koboldillustrationen von John Kovalic in all ihrer Farbenpracht nicht mehr viel retten.

Als spaßiger Zeitvertreib für einen Abend ist Kobolds Ate My Baby! zwar eine klare Empfehlung – nur eben nicht in dieser Aufmachung.



Rating:
[3 of 5 Stars!]
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Creator Reply:
ROGER,

Reading through your review (albeit via Google Translation) you talked about a \"level to control control color in the PDF\". Could you say more on that. Making PDFs is not 9LG\'s primary, so anything we can do to make it better we are interested in hearing more?
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